Dieser Slogan prankt zurzeit auf einem Wahlplakat der FDP, mit der die „Partei der Besserverdienenden“ sich als zupackender Macher profilieren möchte.
Im Unternehmenskontext mag eine solche Denke „Wir machen erst mal, was (technisch) möglich ist; danach können uns wir immer noch überlegen, welche Vor- und Nachteile sowie Konsequenzen das Ganze hat“ in einer von geringer Planbarkeit und rascher Veränderung geprägten Umwelt ja sinnvoll sein, doch in der Politik? Da habe ich gegenüber einem solchen Aktionismus erhebliche Bedenken.
Aufgabe: die Zukunft (… und die Digitalisierung) gestalten
Eine zentrale Aufgabe der Politik ist es meines Erachtens, die Zukunft aktiv zu gestalten. Also lautet ihre erste Aufgabe, sich zu fragen:
• Welche Herausforderungen sowie (technischen) Veränderungen kommen auf uns in den nächsten Jahren zu? Und:
• Wie wollen wir (als Gesellschaft) in 20 oder 30 Jahren leben?
Denn nur wenn nur eine entsprechende „Vision“ existiert, kann sich die Politik im nächsten Schritt fragen:
• Welche (technischen) Rahmenbedingungen brauchen wir, damit sich unsere Gesellschaft wie gewünscht entwickelt? Und:
• Welcher gesetzlichen „Leitplanken“ bedarf es, damit wir in 20, 30 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit als Gesellschaft so leben wie wir dies möchten?
FDP-Slogan „Digitalisierung first!…! ist „dümmlich“
Ein Slogan wie „Digitalisierung first! Bedenken second!“ ist aus meiner Warte nicht nur „dümmlich“ und „populistisch“, sondern auch Ausdruck einer Denkhaltung, die sich weigert, die Gestaltungsfunktion der Politik aktiv wahrzunehmen.
Wozu eine solche „neo-liberalistische“ Denkhaltung führt, die alles dem freien Spiele der (wirtschaftlichen) Kräfte überlässt, hat unter anderem die Finanzkrise nachhaltig gezeigt. Welche Konsequenzen eine Politik hat, die primär auf die selbstregulierenden Kräfte der Wirtschaft setzt, zeigt aktuell auch der Dieselskandal. Bei ihr verkommt die Politik zu einem reinen Reparaturbetrieb, dessen Hauptfunktion es ist, den angerichteten Scherbenhaufen wieder zu beseitigen.
Be-denken first! Digitalisierung second!
Die vielen Einflussfaktoren sowie möglichen Konsequenzen „be-denken“ und daraus die erforderlichen Schlüsse ziehen, das wird aus meiner Warte gerade in einer stets komplexer werdenden Welt in der zahlreiche Interdependenzen bestehen, immer wichtiger, um die Weichen erfolgreich in Richtung Zukunft zu stellen. Das gilt aus meiner Warte sowohl für Unternehmen, auch für die Politik. Doch leider ist von einem so zukunftsorientierten Denken aktuell leider bei allen Parteien sehr wenig spürbar.
Entsprechend schwer fällt mir auch diesen Mal wieder die Wahlentscheidung. Nur eine Partei wähle ich außer der AfD gewiss nicht – obwohl sie aus mir unverständlichen Gründen die bevorzugte Partei vieler Berater, also auch eines Großteils unserer Kunden ist.