21 Feb.

Coaching-Markt: Im Coachingmarkt sein Geld verdienen?

COACHINGMARKT, COACHING-MARKT. Ich mache mich als Coach selbstständig. Das beschließen viele Personen, die im Beratungsmarkt Fuß fassen möchten. Dies erweist sich oft als eine falsche Entscheidung. Denn der Markt für Coaching wird häufig überschätzt.

 

„Ich werde Coach.“ Diesen Beschluss fassen viele Männer und Frauen, die sich im Bildungs- und Beratungsmarkt selbstständig machen möchten. Doch oft muss man sich bei den Newcomern fragen, woraus sich ihre Kompetenz zum Beispiel als Karriere-Coach speist. Daraus, dass sie selbst noch vor wenigen Wochen erfolglos Bewerbungen schrieben? Oder als Konflikt-Coach – daraus, dass sie schon mehrere Konflikte mit ihrem Lebenspartner gelöst haben? Oder als Business- und Unternehmer-Coach – daraus, dass sie einige Jahre Angestellte von Unternehmen waren? Qualifiziert sie dies dazu, Unternehmer und Top-Manager bei Fragestellungen zu beraten wie:

  • Soll unser Unternehmen expandieren oder nicht? Oder:
  • Wie reagiere ich auf die Wirtschaftskrise?

 

 

Coach für „private“ Probleme oder Business-Coach?

 

„Der Coachingmarkt ist kleiner als oft suggeriert.“

„Nein, selbstverständlich nicht“, erwidern fast alle Newcomer auf solche Einwände. „Wir sind ja keine Fachberater. Aber wenn es um die Frage geht, wie schaffe ich die rechte Balance zwischen Beruf und Freizeit? Dann … Oder wenn die Mitglieder der Führungsmannschaft eines Unternehmens sich nicht mehr riechen können, dann …“ Stimmt! Auch das sind mögliche Coaching-Themen. Doch welche obere Führungskraft akzeptiert einen Sozialpädagogen oder Logotherapeuten als Gesprächspartner, der noch nie einen Betrieb von innen sah? Hier prallen doch völlig verschiedene Lebens- und Erfahrungswelten aufeinander. Und gelten für das Schlichten von Konflikten zwischen Mitarbeitern oder Bereichen von Unternehmen nicht andere Regeln als für das Beilegen von Paarkonflikten?

 

 

Coachingmarkt: Der Markt ist kleiner als oft gedacht

 

Bei den meisten angehenden Coachs sollte die Empfehlung lauten: Macht euch nicht selbstständig als Coach. Denn als solche könnt ihr euren Lebensunterhalt nicht verdienen. Bestenfalls könnt ihr durch Coaching ein Zubrot erwerben. Dies ist den angehenden Coachs aber oft schwer zu vermitteln – unter anderem, weil die Fachpresse diesem Thema eine so große Beachtung schenkt, dass man den Eindruck gewinnt: Coaching ist das Allheilmittel für alle Lebens- und Unternehmensfragen.

 

Doch die Praxis sieht anders aus. Fragt man Personalverantwortliche von Unternehmen, welche Rolle das Coaching in ihrer Organisation spielt, dann antworten sie meist: „eine steigende“. Fragt man nach, was dies bedeutet, erwidern sie in der Regel: Im Rahmen unserer Qualifizierungsmaßnahmen werden unsere Mitarbeiter zunehmend auch gecoacht. Das heißt: Die sogenannten Coachings sind faktisch Trainings-on-the-job. Deshalb erhalten diese Aufträge auch keine Coachs, sondern Trainingsanbieter.

 

 

Coach-Ausbildungen erfüllen Erwartungen oft nicht

 

„Coaches müssen ihren Markt mit System, bearbeiten.“

Dessen ungeachtet existiert ein Markt für Coaching – genauer gesagt, ein Markt für Coaching-Ausbildungen. Er ist hart umkämpft. Viele Anbieter solcher Ausbildungen versprechen den Newcomern mehr oder minder direkt: Wenn ihr unsere Ausbildung absolviert, dann könnt ihr euch damit eine berufliche Existenz aufbauen. Das sind meist leere Versprechen, weil der Markt für Coaching nicht den suggerierten Umfang hat.

 

Der Autor kennt, obwohl er in der Trainer- und Beraterszene recht gut verdrahtet ist, keinen Coach, der nur mit Coaching den Lebensunterhalt seiner Familie verdient. Deshalb sollten Personen, die sich für eine Coaching-Ausbildung interessieren, zunächst eine solide Trainer- oder Beraterausbildung absolvieren – auch, weil ein Blick in die Konzepte der meisten Coaching-Ausbildungen zeigt: Ihr Inhalt entspricht in großen Teilen denen der klassischen Trainer- und Beraterausbildungen. Viele Anbieter von Coach-Ausbildungen bieten denn auch parallel dazu Trainer- oder Beraterausbildungen an. Das Label „Coaching-Ausbildung“ ist vielfach nur eine neue, verkaufsfördernde Verpackung, um sich neue Kundengruppen zu erschließen.

 

Coaching-Ausbildungen rechnen sich (wirtschaftlich) zumeist nur für (Fach-)Trainer und -Berater, die ihr Leistungsspektrum um Trainings-on-the-jobs erweitern möchten – und deshalb auch die nötige Kompetenz brauchen, um auf Ängste und Bedenken von Menschen angemessen zu reagieren. Sie rechnen sich zudem oft für Personen, die in eher schlecht bezahlten „therapeutischen“ Berufen arbeiten (wie Physio- und Logotherapeuten) und sich ein zweites berufliches Standbein aufbauen möchten.

 

 

Coachingmarkt ist attraktiv für Part-Timer und „alte Hasen“

 

Noch für eine weitere Personengruppe ist die Existenz als Coach oft attraktiv: alternde Trainer und Berater. Sie bringen neben den erforderlichen Kontakten und Beziehungen auch die nötige berufliche Erfahrung und Expertise zum Coachen von Unternehmern und oberen Führungskräften mit. Diese zumeist schon leicht ergrauten Herren absolvieren jedoch in der Regel keine Coaching-Ausbildung. Sie beschließen vielmehr einfach irgendwann: Fortan arbeite ich primär als Coach … selbst wenn ich dann weniger als bisher verdiene. Warum? Sie haben aufgrund ihrer bisherigen Trainer- und Beratertätigkeit ihre Schäfchen meist schon im Trockenen und mehr Lebensqualität ist ihnen wichtiger als weiterhin Spitzen-Umsätze zu erzielen. Denn insgeheim bereiten sie sich schon auf den Ruhestand vor.

Bernhard Kuntz

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