COACHINGMARKT, COACHING VERKAUFEN. Der Coachingmarkt wird stark überschätzt. Davon ist Bernhard Kuntz, Marketingberater für Trainer, Berater und Coaches, überzeugt. 14 provokante Thesen des Autors des Beratungsmarketing-Fachbuchs „Die Katze im Sack verkaufen“ zum Coachingmarkt.
- Coaching ist keine Profession. Eine Coachingausbildung ist in der Regel eine Zusatzqualifikation, die das berufliche Profil zum Beispiel eines Trainers oder Beraters abrundet.
- Der Begriff Coaching hat sich zu einer Leerformel entwickelt. Unter diesem „Label“ werden aus Marketinggründen von den unterschiedlichsten Anbietern die unterschiedlichsten Leistungen angeboten.
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„Coaching ist ein Produkt bzw. eine Dienstleistung … aber alleine keine Profession.“
Der Coachingmarkt ist kleiner als die Medien und die Anbieter von Coachingausbildungen suggerieren. Er ist zumindest nicht groß genug, um alle Selbstständigen zu ernähren, deren Visitenkarte die Berufsbezeichnung „Coach“ ziert.
- Die meisten sogenannten Coachings, die von Unternehmen bezahlt werden, sind faktisch (individuelle) Trainings-on-the-job. Sie dienen primär dazu, die Coachees dazu zu qualifizieren, aus Firmensicht ihre Jobs (noch) besser wahrzunehmen.
- Viel Newcomer im Markt machen sich recht blauäugig als Coach selbstständig – zum Beispiel weil ihnen eine berufliche Alternative fehlt. Bei einer nüchternen Analyse ihrer Marktchancen müsste man ihnen vielfach von einer Existenzgründung als Coach abraten – sei es aufgrund mangelnder fachlicher Kompetenz oder des fehlenden „Bisses“ sich als Unternehmer im hart umkämpften Coachingmarkt zu behaupten.
- Ein guter Coach braucht auch Fach-Know-how und/oder Feld-/Branchenerfahrung. Die Debatte in der Coachingszene unter anderem über das Thema Komplementär-Beratung ist das stillschweigende Eingeständnis, dass dieses Know-how und diese Erfahrung manchem Coach fehlt.
- Jede qualifizierte persönliche Beratung beinhaltet auch Coachingelemente. Deshalb ist und bleibt es für Kunden vielfach schleierhaft, was einen Coach von einem guten Berater unterscheidet.
- Je höher eine Person in der Hierarchie eines Unternehmens angesiedelt ist, um so weniger achtet sie bei der Auswahl eines „Coachs“ darauf, ob dieser eine Coachingausbildung absolviert hat. Die entscheidenden Auswahlkriterien sind die berufliche Biografie des Beraters und dessen Persönlichkeit.
- Das Coachinggeschäft ist primär ein regionales, bei Privatzahlern oft sogar lokales Geschäft. Denn nur sehr wenige Coachees sind bereit, beispielweise für ein zweistündiges Coaching weite Wegstrecken zu fahren (oder dem Coach die Reise sowie Reisezeit zu bezahlen). Deshalb sollte sich das Marketing der meisten Coaches auf die Region fokussieren.
- Das Coachinggeschäft mit Privatzahlern ist ein sehr steiniges Geschäft. Nur wenige Privatpersonen können oder sind bereit, die Honorare zu bezahlen, die Coaches fordern müssen, wenn sie mit Coaching allein ihren Lebensunterhalt verdienen und eventuell sogar eine Familie ernähren möchten.
- Coaching ist ein „People-Business“, das weitgehend vom Ruf eines Coaches und dessen persönlichen Kontakten lebt. Entsprechend wichtig ist es für die Vermarktung eines Coaches, dass er ein aktives Networking betreibt und in den Szenen, die seine Zielgruppen sind, Präsenz zeigt.
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Mein Marketingklassiker: „Die Katze im Sack verkaufen: Bildung & Beratung mit System vermarkten“
Die meisten „Nur-Coaches“ werden kein langes Leben haben. Mindestens die Hälfte der Personen, die aktuell unter der Berufsbezeichnung Coach ihre Leistungen anbieten, werden in vier, fünf Jahren entweder wieder vom Markt verschwunden sein oder unter einer anderen Berufsbezeichnung ihre Dienste anbieten. Zum Beispiel unter der Bezeichnung „Facilitator“ – ein Begriff, der gerade Mode wird, und auf den sich vermutlich bald manch heutiger Coaching-Ausbildung-Anbieter stürzen wird, weil er hier ein neues Absatzfeld wittert.
- Das einzige, was im Coaching- und Beratungsmarkt stabil ist, ist, dass der Bedarf an individueller, persönlicher Beratung und Unterstützung aufgrund der erhöhten Veränderungsdynamik unserer Umwelt kontinuierlich steigt. Wie die Leistung heißt, mit der dieser Bedarf befriedigt wird, ist sowohl den Firmen-, als auch Privatkunden „piep-egal“. Hauptsache, sie entfaltet die gewünschte Wirkung.
- Viele etablierte Coaches, speziell im B2B-Bereich, werden in den nächsten Jahren ihr Geschäftsmodell überdenken müssen, wenn sie weiterhin die angestrebten Umsätze erzielen möchten. Sie werden sich unter anderem aus Kosten- und Effizienzgründen fragen müssen, wie sie Präsenz-Coachings mit Online-Coachings sinnvoll verknüpfen können – ähnlich wie dies im Weiterbildungsbereich in Form der Blended Learning-Konzepte vielfach bereits geschehen ist.