BERATER-KARRIERE, SELBSTSTÄDIGKEIT. Vorgestern Abend erzählte mir ein Bekannter, wie er in weniger als einem halben Jahr zum Millionär wurde. Seitdem quält mich der Gedanke: Ich habe etwas falsch gemacht.
Vorgestern saß ich mit einem Freund zusammen, und während wir gemeinsam Apfelwein tranken, erzählte er mir beiläufig, er sei binnen weniger Monate zum Millionär geworden – weshalb er nun eventuell auch früher in Rente gehen könne.
Vielleicht sollte ich an der Börse zocken …
Wie mein Freund dies schaffte? Vor einigen Jahren kaufte er in mehreren Tranchen circa 6000 Aktien des Unternehmens Wirecard, das elektronische Bezahlsysteme herstellt und vermarktet, zum Stückpreis von im Schnitt 10 Euro – nicht weil er ein Zocker an der Börse bzw. Börsen-Profi ist, im Gegenteil, sondern weil er mit dem Unternehmen geschäftlich zu tun hatte. Also dachte er sich: Kauf‘ die Aktien mal.
Lange Zeit dümpelten die Aktien eher vor sich hin, auch wenn ihr Kurs auf circa 50 Euro stieg, doch vor einem Jahr nahmen sie so richtig Fahrt auf. Und seit im April 2018 die erste Gerüchte laut wurden, Wirecard käme im September eventuell anstelle der Commerzbank in den Dax? Seitdem verdoppelte sich der Wert der Aktien auf über 190 Euro pro Stück (Stand heute), so dass das Unternehmen Wirecard heute einen höheren Börsenwert als die Deutsche Bank hat (was mich aufgrund der vielen Skandale bzw. kriminellen Machenschaften, in die die Deutsche Bank verwickelt ist bzw. war, wiederum freut).
… und nicht als Berater mein Geld verdienen
Seit ich mit meinem Freund sprach, plagt mich das Gefühl: Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Warum schufte ich am Schreibtisch, während er sein Geld sozusagen im Schlaf verdient? (Seit wir miteinander sprachen, ist der Wert der Wirecard-Aktien schon wieder um fünf Euro gestiegen.) Lohnt es sich wirklich, als Marketing- und PR-Berater für Berater im Schweiße seines Angesichts sein Geld zu verdienen oder sollte ich etwas ganz anderes machen? Und womit soll ich meine nächste Hochsee-Yacht, die ich nie haben wollte, bezahlen? Und meinen neuen Ferrari, in den ich mit meinem steifen Rücken gar nicht reinpasse?
Apfelwein hilft gegen Lebenskrisen
Sie sehen, so schnell rutscht man in Lebenskrisen. Vielleicht sollte ich noch fünf Apfelwein trinken, dann geht es mir wieder besser!
