BILDUNGSMARKETING SEMINAR. Ich „hirne“ gerade über einem ungewöhnlichen Auftrag. Ich soll im Auftrag des Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg für die LeiterInnen von dessen Bildungseinrichtungen ein Bildungsmarketing-Seminar konzipieren, das diese u.a. für die Herausforderungen im digitalen Zeitalter sensibilisiert.
Der Anlass: Auch die verschiedenen Bildungseinrichtungen der Erzdiözese, die unter dem Dach des Bildungswerks angesiedelt sind, spüren, dass sie heute zum Teil andere Wege als in der Vergangenheit beschreiten müssen, um sich und ihre Leistungen den Adressaten „schmackhaft“ zu machen – nicht nur, weil unsere Gesellschaft immer säkularer wird, sondern auch, weil sich das Informationsverhalten ihrer Zielgruppen radikal gewandelt hat. Also müssen die Bildungseinrichtungen neue Wege gehen, um sie zu erreichen.
1 Bildungswerk, 13 regionale Bildungszentren und unzählige Bildungsangebote vor Ort

Beim Planen eines Bildungsmarketing-Seminars gilt es viele Einflussfaktoren zu bedenken.
Eine zentrale Herausforderung beim Konzipieren des Seminars ist: Die Palette der Bildungsangebote des Bildungswerks und seiner 13 regionalen Bildungszentren sind sehr vielgestaltig. Sie umfassen neben zahllosen, meist kostenfreien Präsenzveranstaltungen sozusagen „für jedermann“ zu den unterschiedlichsten Themen auf der lokalen Ebene der Pfarreien, zahlreiche überregionale Angebote, die teils als Präsenz- und Online-Veranstaltungen organisiert sind.
Zudem werden von ihnen kostenpflichtige, berufsbegleitende Weiterbildungen zu solchen Themen wie „Gewaltfreie Kommunikation“ angeboten, die nur für einen gegrenzten Personenkreis von Interesse sind. Darüber hinaus umfasst das Leistungsspektrum Angebote wie Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ sowie Berufsfördermaßnahmen, die beispielsweise dazu dienen, auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife zu erlangen. Diese finanzieren sich weitgehend über öffentliche Mittel.
Die Adressanten der Bildungsangebote sind sehr verschieden
So verschieden wie die Angebote sind auch deren Zielgruppen, weshalb aus meiner Warte auch die Vermarktungskonzepte und -strategien sehr verschieden sein müssen. Daraus resultieren für mich bei der Seminarplanung die Fragen:
- Wie bekomme ich die divergierenden Interessen und Herausforderungen, vor denen die Seminarteilnehmer stehen, unter einen Hut? Und:
- Wie gelingt es mir, ihre Hoffnung auf konkrete Hilfestelllungen für ihren Arbeitsalltag zu erfüllen?
Außer Teilnehmern sollen auch Ehrenamtliche gewonnen werden
Hinzu kommt: Insbesondere auf der lokalen Ebene, also auf der Ebene der Pfarreien und Dekanate, wird die Bildungsarbeit weitgehend von Ehrenamtlichen organisiert. Auch die Referenten usw. sind auf ihr meist ehrenamtlich tätig. Deshalb stehen die Verantwortlichen auch vor der Frage: Wie gewinnen wir außer den gewünschten Teilnehmern für unsere Events, auch Personen, die bereit sind, ehrenamtlich für uns beispielsweise als Referenten zu fungieren oder regelmäßig stattfindende Gesprächskreise zu moderieren?
Kernfrage: Wofür stehen die kirchlichen Bildungseinrichtungen?
Ebenfalls eine sehr spannende und schwierig zu beantwortende Frage, weil sich Menschen in der Regel nur ehrenamtlich für Organisationen engagieren, mit denen sie sich emotional verbunden fühlen – zum Beispiel aufgrund der gemeinsamen Werte, Lebensvorstellungen usw..
Deshalb gilt es aus meiner Warte auch Antworten auf solche Fragen zu finden wie:
- Für welche Werte, Ziele, Grundüberzeugungen stehen die kirchlichen Bildungseinrichtungen?
- Was unterscheidet sie zum Beispiel von den Volkshochschulen, die ebenfalls auf der lokalen Ebene im Bildungsbereich tätig sind?
Deshalb wählte ich für das Bildungsseminar den Titel „Wie gewann Jesus seine Jünger? Bildungsleistungen mit System vermarkten“. Kernaussagen in dem Seminar werden sein:
- Jesus gewann sein Jünger nicht, indem er sich verbarg, sondern indem er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Des Weiteren:
- Nicht indem er sich „verbog“, sondern indem er authentisch und deshalb glaubwürdig war und den Menschen das Gefühl vermittelte: „Der Mann hat uns etwas zu sagen“. Außerdem:
- Nicht, indem er geschwollen daher redete, um den Leuten zu zeigen, wie schlau er ist, sondern indem er die Sprache der Leute sprach und ihnen Gleichnisse, sprich Geschichten erzählte.
Was heißt sich in der Öffentlichkeit zeigen im digitalen Zeitalter?
Daraus werden wir dann unter anderem ableiten:
- Was heißt es im digitalen Zeitalter, in dem die digitalen Medien eine immer größere Rolle in der Kommunikation und Information der Menschen spielen, sich der Öffentlichkeit zu zeigen?
- Wie können die kirchlichen Bildungseinrichtungen bei ihrer Selbstpräsentation in den digitalen Medien authentisch und glaubwürdig nicht nur wirken, sondern sein und den Menschen das Gefühl vermitteln: „Das könnte etwas für mich sein“.
Daraus werden wir dann in dem Seminar wiederum versuchen abzuleiten, was dies für das Marketing der verschiedenen Bildungseinrichtungen der Erzdiözese bedeutet.
Hoffentlich wird das Bildungsmarketing-Seminar kein Flop!
Wie bereits gesagt, ein spannender und interessanter Auftrag – bei dem mir auch zu Gute kommt, dass ich in grauer Vorzeit mal Theologe war. Obwohl es mir jedoch gelingt, die Erwartungen der Teilnehmenden zu erfüllen, das weiß ich nicht. Das wird sich im Seminar zeigen.