22 Sep.

Bedroht die KI das Business der Berater, Trainer, Coaches?

BERATER-BUSINESS, BERATER & KI. Das fragen sich zurzeit viele Anbieter im Bildungs- und Beratungsmarkt. Doch welche Antwort gibt die KI selbst auf diese Frage? Das wollte ich als Marketingberater für Berater, Trainer, Coaches wissen und befragte ChatGPT.

 

Bedrohen die KI-Programme das Business der Berater, Trainer, Coaches?

Verlieren die im B2B-Bereich tätigen Berater und Coaches mittel- und langfristig durch den verstärkten Einsatz KI-gestützter Trainings- und Coachingprogramme ihr Brot- und Buttergeschäft, das weitgehend darin besteht, die Unternehmen

  • beim Implementieren einer neuen Kultur in ihrer Organisation sowie
  • beim Bewirken von Einstellungs- und Verhaltensänderungen bei ihren Mitarbeitenden

zu unterstützen?

 

Dies frage ich mich als Akteur im Beratungsmarkt seit etwa zwei Jahren. Und diesbezüglich habe ich eine klare Meinung, insbesondere wenn es um die „systemischen“ Berater und Coaches geht, die ihre Hauptaufgabe darin sehen,

  • Personen mittels Fragen zu neuen Erkenntnissen zu führen und
  • bei ihnen gewisse Entscheidungen herbeizuführen.

 

Bitte ChatGPT doch mal m eine Einschätzung der Marktentwicklung!

Doch leider speist sich meine Meinung nahezu ausschließlich aus subjektiven Wahrnehmungen und Einschätzungen. Deshalb entschied ich: Ich stelle der KI selbst mal diese Frage, um zu erfahren, welcher Auffassung sie diesbezüglich ist. Also formulierte ich folgenden Prompt und gab ihn bei ChatGPT ein: 

 

„Schreibe einen Artikel darüber, inwieweit systemische Berater und Coach, die ihre Aufgabe primär darin sehen, Personen mittels Fragen zu neuen Erkenntnissen zu führen und bei ihnen gewisse Entscheidungen herbeizuführen, in naher Zukunft durch digitale, KI-gestützte Coaching-Programme ersetzt werden können. Gehe in ihm darauf ein, was aus Sicht der Unternehmen außer Kostengründen dafür spricht, bei ihrer Personalentwicklung statt auf Präsenz- beziehungsweise Live-Coachings mit persönlichen Beratern verstärkt auf KI-gestützte Coaching-Programme zu setzen. Nehme zudem eine abschließende Bewertung vor, inwieweit KI-gestützte Trainings- und Coachingprogramme mittel- bis langfristig das Geschäft der systemischen Berater und Coaches und deren Marktfähigkeit bedrohen.“

 

Die Antwort der KI bzw. von ChatGPT folgt im Handumdrehen

ChatGPT ist beim Beantworten der Frage nach der Marktentwicklung sehr zurückhaltend

Nur ein, zwei Sekunden nachdem ich diesen Prompt bei ChatGPT eingegeben hatte, erhielt ich von dem Chatbot folgende Antwort (die ich aus Gründen der Lesbarkeit nur grafisch etwas bearbeitet habe):

 

Titel: Werden systemische Berater und Coaches durch KI-gestützte Coaching-Programme ersetzt? Gründe jenseits der Kosteneinsparung und eine mittel- bis langfristige Marktbewertung

 Einleitung: Systemische Berater und Coaches, deren Hauptaufgabe darin besteht, durch gezielte Fragen neue Erkenntnisse zu fördern und Klienten zu bestimmten Entscheidungen zu bewegen, stehen vor der Frage, ob digitale, KI-gestützte Coaching-Programme in naher Zukunft eine ähnliche oder sogar höhere Wertschöpfung liefern können. Der Fokus dieses Artikels liegt darauf, neben Kostengründen weitere zentrale Beweggründe aus Unternehmenssicht zu beleuchten, warum Personalentwicklung vermehrt auf KI-gestützte Lösungen setzen könnte. Abschließend wird eine mittel- bis langfristige Einschätzung zur Bedrohung der Geschäftstätigkeit von systemischen Beratern und Coaches gegeben.

 

  1. Welche Leistungen KI-gestützte Coaching-Programme bieten
  • Fragestellungsbasierte Interaktionen: KI kann strukturierte, adaptive Fragen stellen, Denkmuster herausfordern und Reflexionsprozesse anstoßen.
  • Personalisierte Lernpfade: Anhand von Datenhistorie, Kontext und Präferenzen können individuelle Coaching-Journeys vorgeschlagen werden.
  • Skalierbarkeit und Standardisierung: Einheitliche Qualität über große Mitarbeitendenbestände hinweg; konsistente Methoden.
  • Zeitliche Flexibilität: Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit möglich; geringe Abhängigkeit von Terminabsprachen.
  • Datengestützte Wirkungskontrolle: Automatisiertes Monitoring von Fortschritt, Feedback-Schleifen und messbaren Kompetenzerweiterungen.

 

  1. Zentrale Gründe jenseits der Kosten, warum Unternehmen auf KI-Coaching setzen könnten
  • Konsistenz und Standardisierung von Lernprozessen: Unternehmen streben nach vergleichbaren Entwicklungserlebnissen über diverse Hierarchieebenen und Standorte hinweg. KI-gestützte Programme liefern standardisierte Modelle, Was- und Wie-Fragen sowie strukturierte Reflexion, die schwer in personaler Form über alle Mitarbeitenden hinweg gleichwertig sicherzustellen wären.
  • Schnellere Skalierbarkeit bei Transformationsprozessen: Bei großen Belegschaften oder zeitlich engen Change-Initiativen ermöglicht KI-Coaching eine rasche, gleichzeitige Begleitung vieler Mitarbeitender, was eine zeitnahe Umsetzung von Strategien unterstützt.
  • Datenbasierte Personalentwicklung und Transparenz: KI-Systeme aggregieren Daten zu Lernfortschritt, Barrieren und Präferenzen. Führungskräfte erhalten evidenzbasierte Einblicke, welche Entwicklungsbausteine wirken und wo Unterstützung gezielter nötig ist.
  • Objektivität und Reduktion von Verzerrungen: Automatisierte Fragen und Feedback können Verzerrungen reduzieren, die in individuellen Coachings durch persönliche Vorlieben oder unbewusste Einstellungen entstehen. Gleichzeitig erkennen KI-Systeme Muster über viele Fälle hinweg, die menschlichen Beobachtern möglicherweise entgehen.
  • Gestaltung modularer, eigenständiger Lernpfade: KI ermöglicht modulare Coaching-Formate, die sich nahtlos in bestehende Lernplattformen integrieren lassen (Lernvideos, Micro-Interventions, reflektierende Aufgaben), wodurch neue Lernkulturen schneller etabliert werden.
  • Compliance, Ethik und Datenschutz: Digitale Programme bieten Auditierbarkeit von Lernpfaden, Entscheidungen und Fortschritten, was aus Governance-Sicht attraktiv ist, insbesondere in regulierten Branchen. 
  1. Zentrale Unterschiede zwischen Präsenz-Coaching und KI-Coaching aus Sicht der Unternehmen
  • Tiefenstrukturierte, kontextualisierte Interventionen: Systemische Coachings arbeiten mit komplexen Beziehungs- und Organisationsdynamiken, die oft subtile, situative Interventionen benötigen. KI kann solche Feinheiten nicht vollständig erfassen, sondern arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten und Mustererkennung.
  • Vertrauen, psychologische Sicherheit und Beziehungsaufbau: Langfristige Verankerung von Veränderung baut stark auf persönliche, empathische Präsenz, nonverbale Signale und situatives Feingefühl. KI kann diese Ebenen nur eingeschränkt ersetzen.
  • Veränderungsmanagement und Stakeholder-Moderation: In Transformationsprozessen braucht es Moderation, Konfliktlösung und individuelle Begleitung von Widerständen – Fähigkeiten, in denen menschliche Berater traditionell überlegen sind.
  • Ethik, Werte und moralische Abwägungen: Entscheidungen, Wertefragen und ethische Abwägungen erfordern oft menschliches Urteilsvermögen, das über Algorithmen hinausgeht.
  • Governance und Kulturwandel: Die Etablierung einer Lern- und Feedbackkultur sowie das Management von kultureller Akzeptanz benötigen Vorbilder, Storytelling und situative Einflussnahme

 

Die KI bzw. ChatGPT ist schlau, doch wagt keine Einschätzung der Marktentwicklung

Die ChatGPT-Antwort auf Nachfrage: Ja,, die KI-Programme könnten zu eine ernsthafte Berater-Konkurrenz werden

Inhaltlich hatte ich an dieser Auflistung von Gründen, die ChatGPT zufolge aus Unternehmenssicht für und gegen einen verstärkten Einsatz KI-gestützter Coaching- und Trainingsprogramme spricht, nichts auszusetzen. Was mir in der Antwort jedoch fehlte, war die versprochene klare Einschätzung, inwieweit ein (potenzieller) verstärkter Einsatz digitaler, KI-gestützter Trainings- und Coachingprogramme mittel- bis langfristig das Geschäft der systemischen Berater und Coaches sowie deren Marktfähigkeit bedroht.

 

Deshalb gab ich bei ChatGPT zudem folgenden Prompt ein:

Gebe eine Einschätzung ab, inwieweit KI-gestützte Trainings- und Coachingprogramme mittel- bis langfristig eine ernsthafte Konkurrenz für das Geschäft der systemischen Berater und Coaches sein werden – unter anderem, weil sie von Unternehmen verstärkt genutzt werden, um kulturelle Veränderungen in ihrer Organisation und Einstellungs- und Verhaltensänderungen bei ihren Mitarbeitenden zu bewirken.

 

Die Antwort von ChatGPT lautete:

KI-gestützte Trainings- und Coachingprogramme haben das Potenzial, mittel- bis langfristig eine ernsthafte Konkurrenz für das Geschäft der systemischen Berater und Coaches zu werden und zwar aus mehreren Gründen: ….

 

Als Gründe wurden anschließend außer einer aus Unternehmenssicht besseren Kosten-Nutzen-Relation weitgehend – mit teils anderen Worten – dieselben Gründe genannt wie in der Antwort auf meinen ersten Prompt, wonach dann erneut folgende relativierenden Aussagen folgten:

 

Trotz der zahlreichen Vorteile von KI gibt es Bereiche, in denen menschliche Berater und Coaches immer noch überlegen sein werden. Kulturelle Veränderungen und die Förderung von tiefgreifenden Einstellungs- und Verhaltensänderungen erfordern oft emotionale Intelligenz, Empathie und die Fähigkeit, komplexe, mehrdeutige Situationen zu verstehen – Aspekte, die für KI-Systeme nach wie vor schwer fassbar sind. Außerdem können systemische Coaches in hochsensiblen und zwischenmenschlich komplexen Kontexten besser auf die Bedürfnisse der Klienten eingehen und emotionale Reaktionen auf Veränderungen besser managen. Dies erfordert eine zwischenmenschliche Dynamik, die KI nur schwer replizieren kann. 

 

Die ChatGPT-Antwort auf Nachfrage: Ja, die KI-Programme könnten eine ernsthafte Konkurrenz werden

Danach folgte endlich im Fazit folgende Markteinschätzung von ChatGPT:

Kurzfristig werden KI-gestützte Coaching- und Trainingsprogramme vermutlich nicht die persönliche Beratung vollständig ersetzen, insbesondere wenn es um komplexe, zwischenmenschliche Aspekte oder tiefgreifende kulturelle Veränderungen geht. Langfristig könnten sie jedoch zu einer ernsthaften Konkurrenz werden, vor allem in großen Organisationen, die schnellen und skalierbaren Wandel in großem Umfang anstreben.

 

Auch mit dieser Einschätzung der Marktentwicklung von ChatGPT stimme ich voll überein, da sie übersetzt heißt – auch wenn der Chatbot, sich offensichtlich noch scheut dies klar zu formulieren: Ja, durch den verstärkten Einsatz digitaler Coaching- (aber auch Trainings- und Beratungs-)Programme werden viele systemische Berater und Coaches weitgehend ihr Brot-und-Butter- beziehungsweise Mengengeschäft verlieren.

 

Viele Berater, Coaches müssen ihr Business und ihre Positionierung im Markt überdenken

Meine Markteinschätzung: Viele Trainer, Berater, Coaches müssen ihr Business überdenken

Davon bin zumindest ich felsenfest überzeugt, weshalb viele Berater, Trainer, Coaches aktuell vor der Herausforderung stehen, ihr Leistungsportfolio sowie ihre Positionierung im Markt zu überdenken – zumindest, wenn sie mittel- und langfristig, das heißt über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren gesehen, noch eine Relevanz im Markt haben und ihre heutigen Umsätze erzielen möchten.

 

PS.: Dieser Blog-Beitrag ist in einer modifizierten Form u.a. als Artikel im Portal consulting.de erschienen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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