WERTEORIENTIERUNG FÜHRUNG. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse Carsten Kengeter wird zum Jahresende zurücktreten. Diese Ankündigung wurde aber auch höchste Zeit.
Denn wie hätte man den Kapital-Anlegern ansonsten noch vermitteln können, dass an der Börse alles mit rechten Dingen zugeht, wenn – wie die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft nahelegen – der Oberste Börsenchef gegen die Börsenregeln verstoßen hat und im Dezember als „Insider“ wohlwissend um die Fusionspläne seines Arbeitgebers für 4,5 Millionen Euro Aktien der Deutschen Börse kaufte – und zwar rein aus „persönlicher Gier“; vermutlich weil er mit seinem Millionengehalt als Börsen-Chef unzufrieden war.
Danke, Amtsgericht Frankfurt
Und welch Glück, dass das Amtsgericht Frankfurt den Antrag auf Einstellung des Insiderverfahrens gegen Kengeter gegen eine Zahlung von einer halben Million Euro (oder gar 10,5 Millionen Euro durch die Deutsche Börse, wie noch im September verkündet) ablehnte. Denn ansonsten hätte man als Außenstehender endgültig den Eindruck haben müssen, Deutschland ist eine Bananenrepublik. Und wie hätte man dann noch den Börsen-Mitarbeitern vermitteln können, dass die Deutsche Börse kein reiner Selbst-Bedienungsladen ist?
Kein Neid-, sondern ein Gier-Problem
Nicht nur in Talkshows wird insbesondere von FDP-Politikern immer wieder darüber schwadroniert in Deutschland existiere eine Neid-Kultur. Nein, wir haben in Deutschland kein Neid-, sondern eine Gier-Problem! Nämlich, dass manche „Besser-“ bzw. „Sehr-gut-Verdienende“ stets das Gefühl haben, zu kurz zu kommen … und ihren Hals nie voll kriegen – was letztlich auch alle Initiativen zum Thema „Werteorientierte (Unternehmens-)Führung“ ad absurdum führt.